Indien ist nach China das bevölkerungsreichste Land der Welt. Gleichzeitig leben viele Menschen in dem Land unter absoluter Armut und müssen mit weniger als einem Dollar pro Tag auskommen. Die Armut in manchen Regionen ist leider so groß, dass die Menschen durch den drohenden Hungertod als Alternative zu allem bereit sind. Und so ist Kinderarbeit in indischen Steinbrüchen traurige Realität.
Früher ging man davon aus, dass es in Indiens Steinbrüchen nicht viel zu beanstanden gäbe, sei es ethisch oder arbeitstechnisch. 1999 allerdings wurde der Kinderarbeitsexperte Benjamin Pütter von Steinmetzen aus Freiburg, beauftragt um sicherzustellen, dass in den indischen Steinbrüchen keine Kinder- oder Sklavenarbeit herrscht. Bei seinen Überraschungsbesuchen in Exportsteinbrüchen stieß er dabei, entgegen aller Erwartungen, leider doch auf Kinderarbeit und nicht vertretbare Arbeitsbedingungen. Um dem entgegenzuwirken, wurde 2005 schließlich gemeinsam mit Gewerkschaften, prominenten Persönlichkeiten und Politikern der Verein XertifiX gegründet. Ziel war und ist immer noch die Bekämpfung von Kinder- und Sklavenarbeit und im Zuge dessen die Förderung von schulischer und beruflicher Bildung, genauso wie die Sensibilisierung der Öffentlichkeit für das Thema. Seit 2006 kontrolliert XertifiX indische Steinbrüche und Natursteinbetriebe, um sicherzustellen, dass keine Kinder- oder Sklavenarbeit stattfindet und alle ILO (International Labour Organization) Kernarbeitsnormen eingehalten werden. Seit 2014 ist XertifiX auch in China und Vietnam aktiv und prüft dort Steinbrüche und Betriebe auf die Einhaltung dieser Standards.
Stein & Co ist 2008 als erstes österreichisches Unternehmen diesem Verein beigetreten, weil wir keinesfalls indischen Naturstein, wie Sandstein, aus inakzeptablen Produktionsbedingungen importieren und ein möglichst faires Geschäft fördern möchten. Durch einen Lizenzvertrag von XertifiX als Zertifizierungsstelle wird das sichergestellt.
Ethische Verantwortung
Als Kinderarbeit bezeichnet man allgemein Kinder, die mehrere Stunden am Tag arbeiten. Im Unterschied dazu steht allerdings ausbeuterische Kinderarbeit, unter die auch die Arbeit in Steinbrüchen fällt, da hier die Gesundheit und Sicherheit der Kinder gefährdet wird. In Hilfwerkskreisen, wie XertifiX, bezeichnet man es als Kinderarbeit, wenn eine Person unter 15 Jahre alt ist und nicht zur Schule gehen darf, weil sie arbeiten muss. XertifiX kämpft mit regelmäßigen Kontrollen dafür, dass die Standardkriterien für gerechte Arbeitsbedingungen erfüllt werden und das Verbot von Kinder- und Sklavenarbeit auch eingehalten wird. Bei Erfüllung dieser Faktoren werden Zertifikate für Steine ausgestellt. Jene Unternehmen, die zertifizierte Steine importieren, erhalten einen Lizenzvertrag – so wie wir von Stein & Co für indischen Sandstein.
Viele Ansätze – ein Ziel
XertifiX ist davon überzeugt, dass es mehr braucht als ein simples Verbot gegen Kinder- und Sklavenarbeit in Steinbrüchen. Das Thema ist viel komplexer und muss dementsprechend breiter bekämpft werden. Problematisch ist, dass im Umfeld von Steinbrüchen häufig Migranten-Arbeiter mit ihren Kindern leben, denen es nicht möglich ist eine Schule zu besuchen, weil entweder das Geld fehlt, sie nicht zugelassen werden oder einfach auch weil es keine Schulen gibt. Durch gute Ausbildung würden aber bessere Zukunftschancen für Kinder ermöglicht werden und aus diesem Grund gibt es seit 2013 den Verein XertifiX Sozialprojekte e.V. Mithilfe von indischen Partnern werden in Problemregionen Brückenschulen oder Schulzentren gebaut und Schulstipendien ermöglicht. Durch die Verbesserung des Bildungssystems soll es zur Prävention von Kinder- und Vermeidung von Sklavenarbeit kommen. Ein Beispiel ist die Thar-Wüste in Rajasthan. Diese Gegend ist von starker Trockenheit befallen, wodurch landwirtschaftliche Produktionen unsicher sind und die Bewohner in großer Armut leben. Laut einer Studie einer indischen Partnerorganisation von XertifiX, GRAVIS, sind 12 Prozent der Arbeitenden in Steinbrüchen Kinder. Ohne sauberes Trinkwasser, ohne erste Hilfe oder ärztlicher Versorgung und ohne Sicherheitsmaßnahmen müssen Kinder und Erwachsene unter diesen Bedingungen arbeiten. XertifiX hat dort, gemeinsam mit seiner Parteiorganisation fünf Schulzentren aufgebaut, unter anderem das Schulzentrum „Bal Vikas“. Etwa 60 Kinder besuchen in „Bal Vikas“ den Unterricht und können neben dem regulären Unterricht auch extracurriculare Aktivitäten besuchen. Die Bildung ist ganzheitlich und schließt auch Erziehung zu Umwelt-, Hygiene- und Ernährungsthemen mit ein.
Dieses Schulzentrum ist nur ein Beispiel von vielen. Zusätzlich setzt sich der Verein auch für eine Beseitigung der Kinderarbeit in der Glas- und Teppichindustrie ein und versucht durch Aufklärung und medizinischen Dienstleistungen die Lungenkrankheiten durch Silikose in den Steinbrüchen um die Thar-Wüste zu verringern.
Gemeinsam gegen Kinderarbeit und Ausbeutung
Diese Themen betreffen uns alle und jeder kann etwas dagegen tun, indem man nur Natursteine kauft bei denen sichergestellt ist, dass keine Kinder- oder Sklavenarbeit in den Steinbrüchen betrieben wurde und die Standardkriterien für ethisch vertretbare Arbeitsbedingungen eingehalten werden. Wie ein Unternehmen zum XertifiX-Siegel kommt und genaue Informationen zu den Projekten von XertifiX finden sich unter www.xertifix.de. Wer die genauen ILO-Kernarbeitsnormen nachlesen möchte, kann das hier tun: https://www.ilo.org/berlin/arbeits-und-standards/kernarbeitsnormen/lang--de/index.htm
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